„Was unterscheidet diese Nacht von allen anderen Nächten?“ Ein Abend zur ersten Egalitären Pessach-Haggada im deutschsprachigen Raum

Online-Buchvorstellung und Gespräch mit
Rabbinerin Prof. Dr. Elisa Klapheck und Comickünstler Simon Schwartz

29. März 2023

18.30 Uhr
digital per Zoom


Am Abend des 5. April beginnt für Jüdinnen und Juden auf der ganzen Welt das diesjährige Pessachfest. Dabei wird an die in der Bibel geschilderte Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei erinnert. Pessach beginnt mit dem Sederabend, der einer bestimmten Ordnung folgt. Dieser Ablauf ist in der Haggada (hebr. Erzählung) festgehalten, einem meist reich bebilderten Buch mit Texten, Liedern und Kommentaren, aus dem gemeinsam gelesen und gesungen wird.

Durch die Jahrhunderte entstanden viele verschiedene Haggadot, 2022 erschien dann die erste egalitäre Haggada im deutschsprachigen Raum. Sie wurde von Rabbinerin Elisa Klapheck mit Chasan Daniel Kempin und dem Egalitären Minjan in Frankfurt a. M. herausgegeben. In den Illustrationen des Hamburger Comickünstlers Simon Schwartz („Drüben“, „Ikon“, „Das Parlament“ u. a.) spiegelt sich die Diversität heutigen jüdischen Lebens – auch am Sedertisch.

„Egalitär“ bedeutet, dass jüdische Frauen und Männer, Jungen und Mädchen gleichberechtigt an den jüdischen Ritualen teilnehmen. Seit den 1990er Jahren feiert der Egalitäre Minjan in der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main alljährlich den Seder mit viel Kreativität und Beteiligung seiner Mitglieder. Neben dem Lesen der Haggada und dem Singen der Pessach-Lieder spielen gerade auch Diskussionen über einzelne politische, religiöse, historische oder spirituelle Aspekte der Haggada sowie die heutige Bedeutung des Auszugs aus der Sklaverei eine zentrale Rolle. Diese langjährige Praxis ist in der Egalitären Haggada zusammengetragen.

Elisa Klapheck und Simon Schwartz werden am 29. März die Egalitäre Haggada vorstellen, über den Entstehungsprozess der Texte und Zeichnungen berichten und erläutern, was die Besonderheiten und Unterschiede zu anderen Haggadot sind.

Die Teilnahme ist kostenlos. Wir bitten um Registrierung für das Zoom-Webinar unter:
https://us02web.zoom.us/webinar/register/WN_gNXrvbSGT7W6CGE_BE10EQ


Elisa Klapheck (*1962, Düsseldorf) ist liberale Rabbinerin des Egalitären Minjan in der Jüdischen Gemeinde Frankfurt sowie Professorin für Jüdische Studien an der Universität Paderborn. Ende der 1990-er Jahre gehörte sie in Berlin zu den Initiatorinnen der jüdisch-feministischen Initiative „Bet Debora“, die seitdem in Berlin und anderen europäischen Städten Tagungen für Rabbinerinnen, Kantorinnen und rabbinisch gelehrte Jüdinnen und Juden veranstaltet. Elisa Klapheck veröffentlichte u. a. die Bücher „Fräulein Rabbiner Jonas – Kann die Frau das rabbinische Amt bekleiden?“ (1999), „Wie ich Rabbinerin wurde“ (2012) sowie „Margarete Susman und ihr jüdischer Beitrag zur politischen Philosophie“ (2014). Vor kurzem erschien ihr Buch „Zur politischen Theologie des Judentums“ (2022), in dessen Zeichen auch die „Egalitäre Haggada“ steht.
Sie tritt für eine neue Wertschätzung der politischen Tradition des Judentums und damit für eine neue Verhältnisbestimmung zwischen Politik und Religion ein. In diesem Zusammenhang gibt sie seit 2015 auch die Schriftenreihe „Machloket / Streitschriften“ heraus, in der jüdische und judentumsnahe Gegenwartsautor:innen eine inhaltliche Auseinandersetzung zu gesellschaftspolitischen Fragen im Lichte der jüdischen Tradition führen.

Simon Schwartz (*1982, Erfurt) studierte Illustration an der HAW Hamburg und ist einer der bekanntesten und am meisten ausgezeichneten deutschen Comickünstler. Er debütierte 2009 mit dem Comic „drüben!“ über die Ausreise seiner Eltern aus der DDR. Sein zweiter großer Comic „Packeis“ handelt von dem afroamerikanischen Seemann und Nordpol-Entdecker Matthew Henson. Für die „Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße“ in der ehemaligen Stasi-Zentrale in Erfurt gestaltete er 2012 einen großen Bildfries. 2014 publizierte er mit „Vita Obscura“ den ersten Sammelband seiner gleichnamigen Comicstrips aus der Wochenzeitung der Freitag, seit 2019 erscheint der Strip im F.A.Z.-Magazin. 2018 zeigte das Erfurter Angermuseum gemeinsam mit der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen erstmals eine umfassende Werkschau seiner Arbeiten unter dem Titel „Geschichtsbilder“; im gleichen Jahr erschien „IKON“. 2017 und 2019 ehrte der Deutsche Bundestag Simon Schwartz mit Einzelausstellungen zur Comic-Serie „Das Parlament“ in der Abgeordnetenlobby des Reichstagsgebäudes. 2022 illustrierte er die Egalitäre Pessach-Haggada mit seinem unverwechselbaren Strich.
Schwartz’ Comics und Illustrationen erscheinen regelmäßig in diversen Zeitungen und Magazinen.

Fotos:
Rabbinerin Prof. Dr. Elisa Klapheck © Rafael Herlich
Simon Schwartz © Daniel Feistenauer
Cover der Egalitären Haggada © Verlag Hentrich und Hentrich