Ist das „christlich-jüdische Abendland“ noch zu retten?

Diskussionsabend

18. Februar 2020


Kath. Bildungszentrum nr30 - 18.00 Uhr
Nieder-Ramstädter Str. 30, Darmstadt


Ein Blick in die politische Begriffsgeschichte zeigt, dass das sogenannte „christlich-jüdische Abendland“ früher wie heute vor allem im rechten Diskurs als Abwehrfolie dient. Gegen die so konstruierte kulturelle christlich-jüdische Einheit lässt sich vor allem alles Muslimische als „fremd“ zurückweisen. Dagegen wird oft eingewandt, dass die europäische Geschichte für Juden und Jüdinnen an vielen Stellen vor allem als Leidens- und Verfolgungsgeschichte zu lesen ist und der christliche Antisemitismus als wesentliches Ergebnis der gemeinsamen Kulturgeschichte gelten muss. Und doch haben jüdische Menschen und Gemeinden jahrhundertelang in Europa gelebt und tun es auch nach der Shoah. Jüdische Kultur- und Geistesgeschichte in Europa fand in Austausch und Abgrenzung mit der christlichen Umwelt statt. Jüdische Denker*innen, Wissenschaftler*innen und Politiker*innen sind aus der christlich geprägten europäischen Geschichte nicht wegzudenken. Und vor allem in Deutschland hat nach der Shoah ein christlich-jüdisches Gespräch eingesetzt, aus dem sich eine Erneuerung der christlichen Kirchen nach Ausschwitz entwickeln konnte und das auch an anderen Stellen der Gesellschaft den Aufbau liberaler demokratischer Strukturen prägte.

Gibt es also doch ein „christlich-jüdisches Abendland“? Ist der Begriff politisch brauchbar und unter welchen Bedingungen? Muss er als rechte Vereinnahmung erkannt und verworfen werden?

Diese Fragen diskutieren Helmut Kellershohn (Historiker, Theologe, Rechtsextremismusforscher) und Joshua Ahrens (Rabbiner), moderiert von Maria Coors (Studienleiterin für Antisemitismus und interreligiösen Dialog) und Matthias Blöser (Projektreferent Demokratie stärken der EKHN).