Christian Ambivalence and the Current Antisemitism Debate

Vortrag von Dr. Karma Ben Johanan (The Hebrew University, Jerusalem)
Buber-Rosenzweig-Vorlesung für Jüdische Geistesgeschichte und Philosophie

15. Februar 2024

Campus Westend, Casino 1.801 - 18.15 bis 19.45 Uhr
Goethe-Universität Frankfurt


Eine Veranstaltung des Buber-Rosenzweig-Instituts für jüdische Geistes- und Kulturgeschichte der Moderne und Gegenwart, in Kooperation mit dem Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und dem Forschungsverbund „Dynamiken des Religiösen: Konstellationen der ‚Nachbarschaft‘ in Judentum, Christentum und Islam“

Die Frage „Was ist Antisemitismus?“ ist heute so aktuell wie eh und je. Sie steht im Zentrum der brisantesten politischen Konflikte unserer Zeit. Interessanterweise spielt die Religion, insbesondere die christliche Religion, in den gegenwärtigen Debatten über Verbreitung, Geschichte und Gegenwart des Antisemitismus nur eine untergeordnete Rolle.

In ihrem Vortrag wird Dr. Karma Ben Johanan die derzeitigen politischen Diskussionen in säkularen Kontexten über die Definition von Antisemitismus mit der christlichen Tradition und ihrer Ambivalenz gegenüber Juden und Judentum in Verbindung bringen. Sie wird anregen, die gegenwärtigen Debatten als Rekonfigurationen traditioneller innerchristlicher Spannungen in Bezug auf die jüdischen Schriften, die jüdische Geschichte und die jüdische Hermeneutik in der westlichen Gesellschaft nach 1945 zu verstehen.

Dahinter steht die These, dass die öffentliche Kontroverse über die Frage, was Antisemitismus ist, eng mit dem ambivalenten christlichen Verständnis der Juden als Teil des christlichen (und insbesondere des westlichen) Selbst und der Wahrnehmung der Juden als die Anderen des Christentums zusammenhängt.  

Dr. Karma Ben-Johanan promovierte an der Universität Tel Aviv, erhielt ein Fulbright-Stipendium an der University of California, Berkeley, sowie ein Postdoktorandenstipendium an der Polonsky Academy for Advanced Studies in the Humanities and Social Sciences am Van Leer Jerusalem Institute in Jerusalem. Außerdem forschte und lehrte Ben Johanan an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, an der Fondazione per le Scienze Religiose Giovanni XXIII in Bologna und am Forschungskolleg Humanwissenschaften in Bad Homburg.

Ihre erste akademische Berufung erhielt sie in Berlin als Inhaberin des ersten Lehrstuhls für jüdisch-christliche Beziehungen an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität. Im Jahr 2022 wechselte sie an die Fakultät für vergleichende Religionswissenschaft an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Hebräischen Universität und lehrt dort modernes Christentum und jüdisch-christliche Beziehungen.

Ben-Johanans Buch, „Jacob's Younger Brother: Christian-Jewish Relations after Vatican II“ wurde in hebräischer Sprache von der Tel Aviv University Press (2020) veröffentlicht, eine englische Version erschien 2022 bei der Harvard University Press. Das Buch wurde 2021 mit dem Shazar Prize for Research in Jewish History und 2023 mit dem Polonsky Prize for Creativity and Originality in the Humanistic Disciplines ausgezeichnet und war 2023 Finalist sowohl bei den National Jewish Book Awards als auch bei den Association of American Publishers Prose Awards. Darüber hinaus wurden Ben-Johanans Forschungsbeiträge im Jahr 2023 mit dem renommierten Dan-David-Preis, dem weltweit bedeutendsten Geschichtspreis, gewürdigt.

Eine Anmeldung ist erwünscht unter: kramberger@em.uni-frankfurt.de

Foto: Dr. Karma Ben Johanan © privat