Messianismus und innere Mission - Die aktivistische Mystik der Lubawitscher

Rabbiner-Brandt-Vorlesung 2011
von Prof. Dr. Micha Brumlik, Frankfurt/M.

14. November 2011

Jüdische Gemeinde - 17.00 Uhr
Steinstraße 4, 38100 Braunschweig


Gerne wird das normative Judentum als eine rationale Religion ethischer Verantwortung wahrgenommen. Freilich zeigt die derzeit aktivste innerjüdische Bewegung, die Bewegung der Lubawitscher Chassidim, daß das nicht die ganze Wahrheit ist. Der intellektuellen Mystik des ostmitteleuropäischen Chassidismus entsprungen, verbinden die von den USA aus operierenden Lubawitscher heute modernste Methoden innerer Mission, des Gemeindedienstes und globaler Verbreitung mit einer Theologie, die altertümlicher nicht anmuten kann und in sehr vielem an die Entstehung des Christentums erinnert. Nicht nur sind viele Anhänger dieser Bewegung davon überzeugt, dass ihr 1994 in Brooklyn verstorbener Rebbe Menachem Mendel Schneerson der Messias und nicht tot sei, nein sie glauben zudem, daß göttliche Funken in jedem Juden und jeder Jüdin inkarniert sind. Soziologisch stellen die Lubawitscher einen Beleg für neue, globalisierte Formen der Religion dar, theologisch belegen sie, dass neuplatonische und gnostische Elemente auch im Judentum stark vertreten sind. Die Vorlesung versucht die Frage zu beantworten, warum gerade diese Mischung aus modernster Missionstechnik und gnostischer Theologie so außerordentlich erfolgreich ist.

Micha Brumlik

lehrt Erziehungswissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main.
Von 2000 bis 2005 leitete er dort auch das Fritz Bauer Institut zu Geschichte und Wirkung des Holocaust.