Trauer um die Opfer in Nahost - Nein zum Terror gegen Juden in Deutschland

Mit Entsetzen sehen wir die Bilder aus Israel und den palästinensischen Gebieten mit erneut dramatisch eskalierender Gewalt. Wir trauern um alle Opfer, die diese Auseinandersetzung inzwischen gefordert hat.

Es ist jetzt absolut notwendig, dass alle relevanten politischen Kräfte darauf dringen, ein Ende der Gewalt zu erzielen und substantielle Schritte für eine Wiedereröffnung der Gespräche zur Verständigung zwischen Israelis und Palästinensern in die Wege zu leiten.

Inzwischen ist die Gewalt aber auch in Deutschland angekommen und betrifft uns ganz konkret. Unsere Mitgliedsgesellschaften berichten aus verschiedenen Städten von Anschlägen auf Synagogen und andere jüdische Einrichtungen. Diesen Terror, der erneut undifferenziert und kollektiv Jüdinnen und Juden hier vor Ort für Ereignisse in Israel in Haftung nimmt und damit eine zutiefst antisemitische Haltung offenbart, lehnen wir entschieden ab.

Bad Nauheim, 13. Mai 2021
Das Präsidium des Deutschen Koordinierungsrates


Auch andere Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusamenarbeit haben sich zu den antisemitischen Vorfällen in ihrer Stadt zu Wort gemeldet.

Nachfolgend dokumentieren wir die Presssemitteilungen und Solidaritätsbekundungen der
* GCJZ Gelsenkirchen / * GCJZ Münster
* GCJZ Recklinghausen / * GCJZ Düsseldorf
* Kölnische GCJZ / * GCJZ Wiesbaden

* GCJZ Mecklenburg-Vorpommern / * GCJZ Niederbayern
* GCJZ Gießen-Wetzlar

(Copyright Foto: Andrea Sonnen)

Demonstration gegen Israel in der Gelsenkirchener Innenstadt am 12.05.2021

Am Donnerstag, 13.05.2021, berichtet u.a. die WAZ in ihrer Gelsenkirchener Lokalausgabe über die Demonstration gegen Israel in der Gelsenkirchener Innenstadt, die am Vorabend stattgefunden hat.

Diese Demonstration war offenbar spontan und stand in Zusammenhang mit der jüngsten und leider noch nicht beendeten Eskalation im Nahen Osten. Demonstrationen, seien sie in ihrer Zielrichtung auch einseitig positioniert, fallen natürlich unter die Grundrechte auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit.

Dennoch stellen sich Fragen, z.B. wenn man liest, dass die Teilnehmenden „Kindermörder Israel" skandiert haben sollen. Wie sieht es mit den Raketen aus, die ja absichtlich aus den palästinensischen Gebieten auf Israel abgeschossen werden? Töten diese nicht auch Kinder bzw. haben das nach Medienberichten auch schon getan?  

Und ein absolutes No-Go ist, die hier lebenden Jüdinnen und Juden, die ja auch zudem ganz überwiegend deutsche und nicht israelische Staatsbürger_innen sind,  in Mithaftung für das Vorgehen Israels in diesem Konflikt zu nehmen, indem man vor die Synagoge zieht und dort ein Bedrohungsszenarium aufbaut. Das war offensichtlich geplant, wurde aber von der Polizei verhindert – Dank dafür an die Einsatzkräfte.

Schlimm genug allerdings, dass dann in unmittelbarer Nähe der Synagoge, dort, wo die Demonstration aufgehalten wurde, widerwärtige antisemitische Parolen gegrölt wurden. Sie sollen hier nicht wiederholt werden - die WAZ berichtet auch nicht darüber. Ein Film, der mehrfach auf Twitter geteilt wurde, belegt dies aber, und das unter Schwenken von mehrheitlich türkischen Flaggen. Was sagt die türkische Community dazu?  

Und noch eine Frage: Wie würden es die in Deutschland lebenden Palästinenser_innen bzw. hier lebende Menschen mit palästinensischem Hintergrund empfinden, wenn sie für die Raketenangriffe auf israelische Städte und Dörfer verantwortlich gemacht würden?

Abschließend hoffen wir zuversichtlich, dass die politisch Verantwortlichen geeignete Maßnahmen zum Schutz der hier lebenden Jüdinnen und Juden ergreifen werden.

U. Fehling, D. Bültmann
GCJZ Gelsenkirchen e.V.
www.christlich-juedische-ge.de


Presseerklärung zur antisemitischen Aktion vor der Synagoge Münster

Mit Empörung und Abscheu reagiert die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Münster e.V. auf die Nachricht, dass pöbelnde Männer vor der Synagoge in Münster eine Flagge Israels verbrannt haben. Pfarrer Martin Mustroph, Vorsitzender der Gesellschaft, erklärt: „Dies ist ein eindeutig antisemitischer Akt, der Hass und Hetze schüren will und Israel das Existenzrecht abspricht. Das dürfen wir nicht dulden.“

Die Gesellschaft nimmt diesen Vorfall zum Anlass, Sharon Fehr, dem Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde in Münster, und allen ihren Mitgliedern öffentlich ihre Solidarität zu versichern. Wer in Deutschland öffentlich oder privat judenfeindliche Ansichten vertritt, dem muss grundsätzlich und unmissverständlich widersprochen werden. Judenfeindlicher Propaganda, Hass und Gewalt wollen wir Dialog, Miteinander und gelingendes friedliches Zusammenleben entgegensetzen.

Wir sind dankbar, dass in Münster aufgrund der Aufmerksamkeit der Bürgerschaft und des konsequenten Handelns der Polizei die Täter schnell festgesetzt werden konnten.

12. Mai 2021
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Münster e.V.
www.cjz-muenster.de


PRESSEMITTEILUNG

Die durch den Raketenbeschuss der Terrororganisationen in Gaza ausgelöste eskalierende Gewalt beobachten wir mit Entsetzen und Sorge. Unsere Gedanken sind bei denen, die unschuldige Opfer zu beklagen haben oder verletzt wurden. Sie sind auch bei denen, die Verwandte oder Freunde in Israel haben, die einer unmittelbaren Bedrohung ausgesetzt sind. Die unkontrollierte, von Hass bestimmte Gewalt zeigt sich nun auch in Orten in Israel, die bisher für ein friedliches Mit- oder zumindest Nebeneinander standen – wie z.B. in Recklinghausens Partnerstadt Akko. Wir appellieren an die politischen Kräfte, sich mit Nachdruck für ein schnelles Ende der Gewalt einzusetzen, um bald wieder Gespräche möglich zu machen.

Mit Abscheu und Empörung erfüllen uns der Hass und die Gewalt, die sich in unserem Land gegen Synagogen und Gedenkorte richten und denen völlig unschuldige Jüdinnen und Juden ausgesetzt sind. Sie werden für Ereignisse in Israel undifferenziert und kollektiv in Haftung genommen. Das ist Ausdruck einer zutiefst antisemitischen Haltung. Wir verurteilen aufs Schärfste, wenn das Demonstrationsrecht für antisemitische Straftaten und die Meinungsfreiheit für volksverhetzende Parolen missbraucht werden.

Unsere Solidarität gilt den jüdischen Gemeinden in Bonn, Düsseldorf, Gelsenkirchen und Münster, die bisher davon betroffen wurden. Wir hoffen, dass die Jüdische Kultusgemeinde Kreis Recklinghausen verschont bleibt.

Vom Leo Baeck Erziehungszentrum in Haifa erhielten wir eine „Gemeinsame arabische – jüdische öffentliche Erklärung“. Darin heißt es: „Unsere Aufgabe als Pädagogen ist es, die junge Generation zu unabhängigen, kritischen Denkern mit Werten zu erziehen; zu einer Generation …, die die Meinung des anderen respektiert und die an die Werte der Gleichheit und der Menschenrechte glaubt. Das gilt jederzeit und überall, aber gerade jetzt …“.

Auch hier gilt, dass wir gemeinsam in einer Gesellschaft leben – und dabei respektvoll miteinander umgehen müssen, um friedlich zusammen leben zu können zum Wohle aller. Geben wir aufeinander Acht!

Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Kreis Recklinghausen e.V.
www.cjg-re.de


Solidaritätsadresse an die jüdische Gemeinde

Sehr geehrter Herr Oberrabbiner Evers,
sehr geehrter Herr Rabbiner Kaplan,
lieber Dr. Oded Horowitz,
lieber Dr. Adrian Flohr,
lieber Michael Rubinstein,
sehr geehrte VertreterInnen in Vorstand und Gemeinderat,
liebe Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf,

der Brandanschlag auf das Mahnmal der ehemaligen Synagoge in der Kasernenstraße erschüttert uns. Ebenso sind wir alarmiert und tief bestürzt angesichts der antiisraelischen und antisemitischen Ausbrüche in Münster, Bonn, Solingen, Gelsenkirchen und anderswo. In diesen Tagen denken wir besonders an Sie und alle, die mit Ihnen verbunden sind.

Antisemitismus und eine ideologische Kritik am Staat Israel dürfen keinen Platz in unserer Gesellschaft haben. Eine Haltung, die meint, Ansichten, den Glauben oder gar die Existenz anderer mit Gewalt bekämpfen zu dürfen, schreit nach dem Widerstand aller Wohlmeinenden. Bitte wissen Sie uns dabei an Ihrer Seite!

Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Düsseldorf will alles ihr Mögliche dazu beitragen, dass Sie und ihre Familien angstfrei und vertrauensvoll in unserer Stadt leben können. Friedliches Zusammenleben ist unser größter Schatz. Frieden aber entsteht nicht aus Hass und Gewalt, sondern aus einem lebendigen und respektvollen Dialog. Dieser Dialog ist unsere bleibende Aufgabe.

Wir verurteilen die Gewalttat an der Kasernenstraße und wissen uns Ihnen in diesen Tagen besonders verbunden.

Düsseldorf, den 14. Mai 2021
Michael Dybowski
Katholischer Vorsitzender
Dr. Martin Fricke Evangelischer Vorsitzender
Irith Fröhlich Jüdische Vorsitzende
Andrea Sonnen Geschäftsführende Vorsitzende
www.cjz-duesseldorf.de


PRESSEMITTEILUNG

In den vergangenen Tagen kam es in NRW zu einer Serie antisemitischer Übergriffe auf Synagogen, jüdische Einrichtungen und Denk- bzw. Mahnmäler. Prof. Jürgen Wilhelm, Vorsitzender der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, verurteilt diese antisemitischen Vorfälle auf Schärfste.

Am 30. April wurden in Köln die drei Stolpersteine für Max Kochmann, Lina Kochmann und Marga Rosa Kochmann in der Ehrenstr. 19 mit den Lettern „BDS“ beschmiert. Dabei handelt es
sich um das Akronym für die Bewegung „Boycott, Divestment and Sanctions“, die aufgrund ihrer Versuche, den jüdischen Staat grundsätzlich zu delegitimieren, ihn in seiner Existenz bedroht. Zurecht ordnete der Bundestag diese Bewegung als antisemitisch ein.

Diese Tat bezieht die Ablehnung des Staates Israels auf Kölner und Kölnerinnen, die noch vor der Gründung Israels im Zuge der Schoa ermordet wurden. Dies zeugt nicht nur von einem massiven sekundären Antisemitismus und einer Relativierung des Holocausts, sondern auch einer Gleichsetzung von allem Jüdischen mit Israel – sogar ex-post.

Während am Abend des 10. Mai die Hamas ihre terroristischen Angriffe auf die israelische Zivilbevölkerung intensivierte, legten Unbekannte ein Feuer auf dem Gedenkstein der Großen Synagoge in Düsseldorf. Das Mahnmal erinnert an die Zerstörung der Synagoge, die 1938 im Zuge der Novemberpogrome völlig niedergebrannt wurde. Nur einen Tag später wurde sowohl die Bonner als auch die Münsteraner Synagoge Ziel von Angriffen. In Bonn wurde eine Scheibe im Eingangsbereich mit Steinen eingeworfen und zudem wurde eine Israelflagge verbrannt. In Münster versammelten sich ca. 15 Personen, um lautstark und öffentlichkeitswirksam ebenfalls eine Flagge Israels zu verbrennen.

Erneut werden in NRW lebende Juden und Jüdinnen sowie Orte jüdischen Lebens bedroht und als Stellvertreter Israels angegriffen. Das ist unerträglich und politisch nicht zu rechtfertigen.

Die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit verurteilt diese antisemitischen Angriffe. Unsere Gedanken sind bei den Betroffenen und wir stehen solidarisch an der Seite der Jüdinnen und Juden.

Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
www.koelnische-gesellschaft.de


Erklärung zu den Übergriffen auf Jüdische Einrichtungen und Symbole

16.5.5021 Mit Entsetzen nimmt die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Wiesbaden zur Kenntnis, welche Gewalt sich gegen Jüdische Einrichtungen und Symbole in der vergangenen Woche entladen hat. Die militärischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und der Hamas können nicht als Begründung dafür herhalten.

Über den scheinbaren Anlass hinaus zeigen sich hier eine tiefsitzende Israelfeindschaft, die darauf zielt, die Legitimation des Staates Israel zu bestreiten, und ein ebenso tiefsitzender Hass auf jüdische Menschen.

Wir begrüßen, dass die Hessische Landesregierung die Übergriffe eindeutig verurteilt und mit dem Hissen der israelischen Flagge ein Zeichen der unverbrüchlichen Verbundenheit mit dem Staat Israel gesetzt hat.

Mit großer Sorge sehen wir, dass am Samstag z. B. in Frankfurt von Gerichten eine Demonstration genehmigt wurde, deren Unterstützer aus dem Umfeld von Terrororganisationen stammen und bei der unter dem Aufruf „freies Palästina vom Fluss bis zum Meer“ zur Auslöschung Israels aufgerufen wurde. Es ist verstörend, dass es keine Möglichkeit gibt, gegen solche offene Israelfeindlichkeit vorzugehen. Übergriffe auf jüdische Menschen oder Einrichtungen müssen konsequent verfolgt und geahndet werden.

Wir erklären unsere unverbrüchliche Solidarität mit den Jüdischen Gemeinden und mit jüdischen Menschen, ob Deutsche oder Zugewanderte. Dass dies immer wieder nötig wird, muss leider als Indiz für den Zustand unserer Gesellschaft gewertet werden.

Für die GCJZ Wiesbaden:
Lothar Breidenstein, geschäftsführender Vorsitzender


"Generalanzeiger", Bonn. 12. Mai 2021:

„Jeder Anschlag auf jüdisches Leben ist ein Schlag gegen unsere Gesellschaft“
Erklärung der Christlich-Jüdischen Gesellschaft Bonn zum Angriff auf die Bonner Synagoge

Der Angriff gestern Abend auf die Synagoge in Bonn ist nach Worten der Christlich-Jüdischen Gesellschaft (GCJZ) Bonn „bitter und erschütternd“. Der Antisemitismus zeige sich in den vergangenen Jahren immer hemmungsloser auch in Verbindung mit der Diffamierung israelischer Symbole wie der Verbrennung der Fahne Israels, erklärt der Vorstand der GCJZ Bonn. „Wir müssen wachsam sein und uns auch öffentlich noch deutlicher an die Seite unserer jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger stellen.“ Es sei wichtig, den Menschen jüdischen Glaubens „unsere Solidarität und unser Mitgefühl zu zeigen“. Jeder Anschlag auf jüdisches Leben sei „ein Schlag gegen unsere Gesellschaft.“ In der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit wirken Juden und Christen bundesweit in vielen Kommunen für das Miteinander der Religionen und betonen die enge Verbindung von Juden- und Christentum auch und gerade als Lehre aus den Erfahrungen des Holocaust.


An die jüdischen Gemeinden Schwerin und Rostock


Sehr geehrter Herr Valeriy Bunimov,
sehr geehrter Herr Juri Rosov,
sehr geehrter Herr Landesrabbiner Yuriy Kadnykov,
liebe Mitglieder der jüdischen Gemeinden in Schwerin und Rostock,

seit Tagen sehen und hören wir schreckliche Nachrichten in den Medien. Es macht uns fassungslos, welche Gewalt in Israel und den palästinensischen Gebieten wieder ausgebrochen ist. Menschen sterben durch die Terrorangriffe der Hamas und durch die militärischen Aktionen zur Selbstverteidigung und zum Schutz der Bevölkerung durch die israelischen Streitkräfte. Zugleich wird das fragile alltägliche Miteinander zwischen jüdischen und arabischen Israelis ein Opfer der zunehmenden Gewalt. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei den Opfern und ihren Familien in dieser Spirale der Gewalt.

Wir setzen uns, ohne als Lehrmeister von außen auftreten zu wollen, für ein Ende des Tötens ein. Zugleich stehen wir fest an der Seite der Menschen in Israel, die der Gewalt durch den Raketenbeschuss radikaler Kräfte unter den Palästinensern ausgesetzt sind, denen an friedlicher Lösung nicht gelegen ist.

Inzwischen tritt diese Gewalt auch in Deutschland offen zu tage. Wir sind erschüttert über die heftigen antisemitischen Vorfälle. Wir verurteilen diese Angriffe auf jüdischen Menschen und jüdische Einrichtungen auf Schärfste. Unter dem Deckmantel der Kritik am Handeln des Staates Israel zeigt sich eine antisemitische Weltanschauung, der offen widersprochen werden und der mit der Härte des Rechtsstaates begegnet werden muss.

Wir feiern in diesem Jahr 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. In Schwerin und Rostock und vielen Städten in Mecklenburg-Vorpommern finden vielfältige Veranstaltungen und Projekte dazu statt. Das zeigt, dass viele Menschen mit Überzeugung sagen: das Judentum und Jüdinnen und Juden gehören zu Mecklenburg-Vorpommern, sie sind unsere Nachbarn. Diese Selbstverständlichkeit und dieses Wunder nach der Shoa lassen wir uns nicht nehmen. Dieses Engagement der Mehrheit in unserem Land sollte uns Hoffnung geben und stark machen im Bestreben nach einem friedlichen, wertschätzenden Miteinander.

Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Mecklenburg-Vorpommern möchte Ihnen ausdrücklich versichern, dass wir in diesen Tagen an Ihrer Seite stehen im Kampf gegen Judenfeindschaft und Antisemitismus und in der Unterstützung für ein reichhaltiges und vielfältiges jüdisches Leben in unserem Bundesland und darüber hinaus.
Wir schließen uns der beigefügten Stellungnahme unseres Dachverbandes Deutscher Koordinierungsrat voll und ganz an.
Lassen wir nicht nach in unseren Gebeten und Fürbitten für eine friedliche Lösung des Nahostkonfliktes.

Schwerin, 20.05.2021
 
Maria Schümann
Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Mecklenburg-Vorpommern e.V.;

Pastor i.R. Holger Marquardt
Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Mecklenburg-Vorpommern e.V.;

Pastor i.R. Klaus-Dieter Kaiser
Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Mecklenburg-Vorpommern e.V.;


In Sorge und Wut

Mit Fassungslosigkeit und auch einer gehörigen Portion Wut sehen wir die aktuellen Bilder aus Israel und dem Gaza, aber auch die antiisraelischen Demonstrationen in deutschen Großstädten. Aus der Ferne können wir das Leid nur erahnen, dem die Opfer auf beiden Seiten ausgesetzt sind. Wir trauern mit den Angehörigen der Toten und leiden mit den Verletzten und Traumatisierten. Wir erdreisten uns aber nicht, darüber zu urteilen, wer für welche Gewaltakte und aus welchen Motiven verantwortlich ist, geschweige denn, wie eine Lösung des Konfliktes in Israel auszusehen habe. Aber wir glauben, dass „es jetzt absolut notwendig ist, dass alle relevanten politischen Kräfte darauf dringen, ein Ende der Gewalt zu erzielen und substantielle Schritte für eine Wiedereröffnung der Gespräche zur Verständigung zwischen Israelis und Palästinensern in die Wege zu leiten“, wie es der Koordinierungsrat der deutschen Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit fordert.

Was aber unsere Wut ausmacht, sind die unverhohlen antisemitischen Parolen, die auf den Demonstrationen in deutschen Städten geradezu herausgebrüllt werden. Sie zeigen uns die Fratze eines Denkens, dass unser Land schon einmal in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts in den Untergang getrieben hat. Deshalb sagen wir laut und deutlich: Wer in Hassmails unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger herabwürdigt oder gar bedroht, wer es wagen wollte, vor unserer Straubinger Synagoge israelische Flaggen zu verbrennen, wer undifferenziert und kollektiv Jüdinnen und Juden hier vor Ort für Ereignisse in Israel in Haftung nimmt und dabei eine zutiefst antisemitische Haltung offenbart, der greift uns selbst an. Wer unsere Demokratie mit ihren bürgerlichen Freiheiten solchermaßen missbraucht, der wird spüren, dass wir ohne jeden Zweifel an der Seite unserer jüdischen Freunde stehen. Und wer uns damit an der Seite des israelischen Staates sieht, der mit Waffengewalt auf die Bedrohung durch Raketen aus dem Gaza reagiert, dem sei gesagt, dass es seine antisemitischen Parolen sind, die uns dorthin gedrängt haben. Wer es wagt, unsere Straubinger Synagoge zu bedrohen oder gar zu beschädigen, ruft damit nur unseren entschlossenen, gewaltfreien Widerstand hervor!

Deshalb rufen wir auch alle demokratischen Parteien, alle Kirchen und religiösen Gemeinschaften – und hier insbesondere unsere muslimischen Freunde, die sich nicht dem Weg von Hass und Gewalt anschließen wollen –, sowie alle Vereine und Organisationen auf, sich diesem Aufruf und klaren Bekenntnis anzuschließen und durch die Veröffentlichung in unseren lokalen Medien ihre Solidarität mit unseren jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern zu zeigen!

Vorstand der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Niederbayern
Straubing, 20. Mai 2021


Gemeinsam gegen Antisemitismus

Die erneut eskalierende Gewalt in Israel und den palästinensischen Autonomiegebieten geht uns nahe und entsetzt uns. Wir trauern um alle, die dem nicht enden wollenden Konflikt zum Opfer fallen. Unser Mitgefühl gilt ihren Angehörigen. Unsere Gebete sind bei allen, die in Angst um ihre Unversehrtheit leben müssen, in israelischen Städten wie im Gaza-Streifen und in Jerusalem als unseren drei Religionen heiligem Ort.

Alle relevanten politischen Kräfte stehen in der Verantwortung darauf zu dringen, den erneuten Ausbruch der Gewalt zu beenden und die Wiederaufnahme der Gespräche zur Verständigung zwischen Israelis und Palästinensern zu unterstützen.

Uns erschreckt, dass die Gewalt des Konflikts auch in Deutschland angekommen ist. In sozialen Medien sind Jüdinnen und Juden Hass und Hetze ausgesetzt. In mehreren Städten wurden israelische Flaggen verbrannt. Synagogen und andere jüdische Einrichtungen wurden beschädigt. Die Bedrohung für die jüdische Gemeinschaft wächst.

In aller Klarheit halten wir fest: Wer Jüdinnen und Juden kollektiv und hier in Deutschland für Ereignisse in Israel und den palästinensischen Gebieten in Haftung nehmen will, offenbart tiefen Antisemitismus. Dem stellen wir uns mit aller Kraft entgegen und stehen fest an der Seite der Jüdischen Gemeinde Gießen.

Propst Matthias Schmidt, Dekan André Witte-Karp, Dekan Hans-Joachim Wahl
für die evangelische und die katholische Kirche in und um Gießen

Pfarrer Cornelius Mann, Pfarrer Klaus F. Pötz
für die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Gießen-Wetzlar e.V.
sowie den Freundeskreis der Jüdischen Gemeinde Gießen e.V.

Pfarrer Bernd Apel
für den Rat der Religionen im Kreis Gießen

Abderrahim En-Nosse
für die Christlich-Islamische Gesellschaft in Gießen e.V.