Nostra Aetate nicht den Piusbrüdern opfern

Erklärung der Mitgliederversammlung der über 80 Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Deutschland

Mit großer Sorge haben die Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Deutschland die Äußerungen des Sekretärs, der für die Lefebvrianer zuständigen Päpstlichen Kommission „Ecclesia Dei“, Msgr. Pozzo, zur Kenntnis genommen, nach der die Erklärung des II. Vatikanischen Konzils Nostra Aetate keine verbindliche theologische Aussage der Römisch-Katholischen Kirche sei, sondern als „Direktive für die pastorale Aktion oder Orientierungen und Empfehlungen oder praktisch-pastorale Exhortation“ gelten könne. Msgr. Pozzo macht sich damit die Position der Lefebvrianer zu Eigen und widerspricht allen päpstlichen Aussagen von Paul VI. bis zu Franziskus.

In Erinnerung an die großen Feiern zum 50. Jahrestag der Erklärung Nostra Aetate, die von allen Seiten als Fundament und Hoffnungsgrund der erneuerten Beziehungen zwischen Juden und Katholiken gewürdigt wurde, erachten wir die Bemerkung von Msgr. Pozzo als einen Affront gegen das bisher Geleistete und das daraus erwachsene Vertrauen.

Die Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Deutschland erwarten ein klärendes Wort von Seiten der Römisch-Katholischen Kirche, ob man im Dialog weiterhin auf das Wort Johannes Paul II vertrauen darf, der sagte: „Aus tiefster Überzeugung möchte ich bekräftigen, daß die Lehre der Kirche, die während des Zweiten Vatikanischen Konzils in der Erklärung ‚ Nostra aetate‘ verkündet wurde, für uns, für die katholische Kirche, für den Episkopat und den Papst immer eine Lehre bleibt, an die man sich halten muß, eine Lehre, die man nicht nur als der Sache dienlich auffassen sollte, sondern vielmehr als Ausdruck des Glaubens, als Eingebung des Heiligen Geistes, als Wort der göttlichen Wahrheit“

Präsidium und Vorstand
des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V.


Bonn/Bad Nauheim, den 22.05.2016