Gratulation

Wir gratulieren herzlich zum 100. Geburtstag von Frau Rachel Dror, Stuttgart

Gemeinsam mit der GCJZ Stuttgart dankt der Deutsche Koordinierungsrat für ihr langjähriges und vielfältiges Engagement für den jüdisch-christlichen Dialog!
Nachfolgend eine Würdigung von Alfred Hagemann (GCJZ Suttgart):


Rachel Dror wird 100 Jahre alt – die GCJZ Stuttgart gratuliert
 

Am 19. Januar 2021 wird Frau Rachel Dror 100 Jahre alt. Die Stuttgarter Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gratuliert sehr herzlich und verbindet dies mit guten Wünschen!

Frau Dror war über viele Jahre in unterschiedlichen Funktionen in der GCJZ aktiv. Vor allem als Vorsitzende des Erzieherausschusses engagierte sie sich für den christlich-jüdischen Dialog. Nach wie vor nimmt sie an Veranstaltungen teil.


Rachel Dror wurde am 19.01.1921 in Königsberg (Ostpreußen) geboren. Die Familie war orthodox. Ihre Mutter stammte aus einer Rabbinerfamilie, ihr Vater war von Beruf Holzhändler. Im nationalsozialistischen Deutschland wurde Dror aus der Schule ausgeschlossen. Neue Perspektiven waren nun gefragt. Eine Tante lebte bereits in Palästina. Ab 1936 begann auch für Rachel die Hachscharah, die systematische Vorbereitung auf die Alija, die Auswanderung. Praxis war nun gefordert, sie machte eine Schneiderlehre. In Hamburg erlebte sie 1938 die Pogromnacht.

Am 29. April 1939 wanderte Rachel Dror über Triest nach Palästina aus. Sie ging auf eine Landwirtschaftsschule, arbeitete dann zunächst in einem Hühnerzuchtbetrieb. In Israel erfuhr sie vom Schicksal ihrer Eltern, die sie in Deutschland zurücklassen musste: Sie wurden in Auschwitz ermordet.

Mit der Gründung des Staates Israel, 1948, ging sie in den Polizeidienst, wurde die erste Polizistin im Bereich Straßensicherheit und Verkehrsunterricht. 1951 heiratete sie, eine Tochter wurde geboren.
Aus gesundheitlichen Gründen kehrte Dror 1957 nach Deutschland zurück. Sie übernahm verschiedene Aushilfs- und Gelegenheitsberufe, wurde dann 1967 Lehrerin für Kunst und Technik an einer Sprachheilschule in Stuttgart.

Seit den 1970er war sie bei der Landeszentrale für politische Bildung aktiv, u.a. als Zeitzeugin. Für die GCJZ Stuttgart leitete sie den Erzieherausschuss. In der IRGW übernahm sie – fast täglich – die Synagogenführungen. Sie wirkte bei zahlreichen Projekten und Publikationen mit (u.a. bei der Ausstellung „Sag‘ beim Abschied leise Servus“, 1998, bei der Neugestaltung des Cannstatter Synagogenplatzes, 2004, und der  Broschüre „Jüdisches Leben in Stuttgart Bad Cannstatt“, 2006). Für ihre Verdienste wurden ihr die Otto-Hirsch-Medaille und der Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg verliehen.

Rachel Dror verfolgt die aktuellen Entwicklungen mit wachem Interesse und ist nach wie vor eine engagierte Gesprächspartnerin. Die GCJZ Stuttgart ist dankbar und stolz, sie in ihrer Mitte zu haben.

(Text und Foto: Dr. Alfred Hagemann)