Terrorangriffe in Frankreich

Meinungs- und Pressefreiheit stärken, Judenfeindschaft und Islamophobie überwinden


Nach der vom Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit (DKR) unterstützten Mahnwache des Zentralrates der Muslime und der Türkischen Gemeinde Berlin, am 13. Januar 2015, betont der DKR mit Blick auf die Terrorangriffe in Frankreich: Jeder religiös oder ideologisch gefärbten Infragestellung von Presse- und Meinungsfreiheit muss entschieden entgegen getreten werden. Zugleich müssen verstärkt Anstrengungen unternommen werden, zunehmende Judenfeindschaft und wachsende Islamophobie zu überwinden.

Der DKR teilt die Erklärung seiner französischen Schwesterorganisation "Amitié judéo-chrétienne de France" (AJCF) zu den barbarischen Verbrechen in Paris. Die AJCF Präsidentin Jaqueline Cuche hatte am 8. Januar erklärt, dass die verheerenden Angriffe gegen Mitarbeiter der Zeitschrift "Charlie Hebdo" auf Personen zielten, "die fundamentale Werte symbolisieren, die Juden und Christen hochschätzen: Freiheit... Gewissensfreiheit...Gedankenfreiheit....Meinungsfreiheit." Jaqueline Cuche unterstrich: "Dieses Verbrechen hat versucht, die Prinzipien zu schwächen, auf denen unsere Gesellschaft aufbaut, und die es uns allen - Juden, Christen, Muslimen, Gläubige anderer Religionen, Nicht-Glaubende und Atheisten - ermöglichen, miteinander in Frieden zu leben, einander in gleicher Würde achtend. Mehr denn je scheint uns als Vereinigung für jüdisch-christliche Freundschaft in Frankreich der Dialog zwischen Menschen unterschiedlicher Religionen oder Überzeugungen der notwendige Weg zu sein, um die Versuchung zum Hass zu überwinden".

Zugleich betont der DKR, dass das feige Töten von Geiseln im jüdischen Supermarkt an der Pariser Porte de Vincennes einmal mehr auf die prekäre Lage der jüdischen Gemeinschaft in Frankreich aufmerksam mache. Seit Jahren werden Juden durch Zunahme von antisemitischen Vorfällen und Übergriffen verunsichert. Dass es in diesem Sommer auch in Deutschland zu höchst aggressiven  judenfeindlichen Äußerungen und Handlungen kam, finden die Mitglieder von Präsidium und Vorstand des DKR in gleicher Weise unerträglich. Der DKR sieht hier alle Bildungseinrichtungen, Religionsgemeinschaften und politischen Parteien gefordert: Wir brauchen eine Intensivierung von Programmen und Maßnahmen zur Überwindung antijüdischer Vorurteile und antisemitischer Einstellungen. Zugleich kann jede Bürgerin und jeder Bürger Zeichen der Solidarität setzen, Begegnung fördern und den jüdischen Nachbarn durch Gesten, Gespräche und Einladungen vermitteln, dass sie nicht allein stehen.

Der DKR kritisiert alle Versuche, die Terrorangriffe von Paris zum Werben für islamfeindliche Tendenzen zu instrumentalisieren. Uns droht keine sogenannte "Islamisierung des Abendlandes". Gegen solche verzerrende Wahrnehmung fordert der DKR, die Stimmen der Muslime zu hören und ernst zu nehmen, die jede Legitimation barbarischer Terrorangriffe durch den Islam eindeutig verurteilen. Auch hier möchte der DKR anregen: Fördern Sie die Begegnungen und Gespräche mit muslimischen Nachbarn. Setzen Sie ein Zeichen, dass Sie sich den Versuchen widersetzen, die Weltreligion Islam pauschal als gewalttätig zu verzerren. Unterstützen Sie Haltungen, die sich selbstkritisch mit den Versuchen religiöser Begründung von Gewalttaten auseinandersetzen.

Präsidium und Vorstand des DKR rufen dazu auf, dem Aufhetzen gegen Religionsgemeinschaften zu widerstehen und erklären: Was wir brauchen, ist ein gemeinsames entschiedenes Eintreten von Christen, Muslimen und Juden gegen den Missbrauch der Religionen zur Rechtfertigung von Hass und Gewalt!

Bad Nauheim, 15. Januar 2015

Präsidium und Vorstand
des Deutschen Koordinierungsrates (DKR)